Lageplan
Platzebene
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss
Längsschnitt
Querschnitt

Drehscheibe -Foyer der Stadt Walldorf

Entwicklung

Die große Freifläche der „Drehscheibe“ diente über Jahrzehnte hinweg lediglich der Parkierung und Erschließung durch den individuellen Kraftfahrzeugverkehr. Ihre Bedeutung als Endpunkt (Drehscheibe) der Straßenbahnlinie nach Heidelberg hatte sie mit Aufgabe dieser Nahverkehrslinie  schon vor Jahrzehnten verloren. Als öffentlicher Raum blieb sie, obwohl unmittelbar an der Einmündung zur Walldorfer Fußgängerzone gelegen und mit den stadtbildprägenden historischen  Gebäuden der evangelischen Kirche und des alten Schulhauses umstellt, ungenutzt.

Über rund eine Dekade hinweg suchte die Stadt Lösungen, wie dieser zentrale Ort eine seiner  Bedeutung entsprechende räumliche  Neuordnung und Nutzung erfahren könnte.

Ein Investorenwettbewerb wurde ausgelobt und entschieden. Letztlich war die Aufgabe mit dem massiven Eingriff in einen Verkehrsknotenpunkt, den zahlreichen Schnittstellen zu privaten Grundstücken und den komplexen Zusammenhängen einer kleinteiligen und vielfältigen Nutzung  für den Investor  nicht überschaubar genug. Er trat von seiner Bauabsicht zurück.

Die für eine Kommune ungewöhnliche Aufgabe Alltagsarchitektur umzusetzen,  übernahm die Stadt nun selbst  und arbeitet mit den Architekten und  deren Entwurf weiter.

 

 

3 Plätze

Umfängliche Untersuchungen für eine  am Fußgänger  orientierte Neuordnung des zentralen Verkehrsknotenpunkts führten zu einem  Konzept,  bei dem die Fahrerschließung  zurückgenommen werden konnte.  Sie wird heute einspurig als Kreisverkehr an den Platzrändern geführt, womit die fußläufigen Wegebeziehungen  konfliktarm  und ohne Signalanlagen über die neugestaltete Platzfläche geleitet werden können. Alle Linien des  ÖPNV konnten  am Platz zusammengeführt werden. Der ruhende Verkehr ist heute, unter Neubau und Platzfläche positioniert,  unsichtbar.

Diese Maßnahmen für die verträgliche Einordnung des Individualverkehrs bilden die Basis für die stadträumliche Neuordnung. Die Grundidee der Bebauung ist die Folge von drei jeweils charakteristischen Plätzen. Den Platz an der evangelischen Kirche, den zentralen Platz der  Drehscheibe selbst und den neu geschaffenen Platanenplatz mit dem alten Baumbestand. Eine Passarelle verbindet die Platzräume und dient der  Haupterschließung der einzelnen Gebäudenutzungen. Die vielfältigen Funktionen des Hauses werden  so  ins stadträumliche Gefüge eingeflochten.

 

 

Regal

Das Gebäude wird als möglichst vielseitig nutzbare Struktur entwickelt.

Die auf Platzebene gelegenen Einzelhandelsflächen präsentieren sich transparent  und schwellenfrei an der überdeckten Wegeverbindung. Sie erhalten über die räumliche Verflechtung mit den Plätzen eine jeweils unverwechselbare Adresse mit einem lebendigen städtischen Vorfeld.

Das in den  Obergeschossen  gelegene Ärztehauses verkleidet ein Vorhang aus bedruckten  Glaslamellen. Hinter der Glasebene liegt eine hochgedämmte Holzfassade. Das Gebäude erfüllt die Anforderungen des  Passivhausstandards. Die im Ausbauraster gesetzten Fensterelemente  sichern maximale  Flexibilität.  Die Bedruckung  der Lamellen sichert den erforderlichen Sonnenschutz und hält die Nutzung frei von Störungen. Umgekehrt bildet der gefaltete Paravent eine neutrale,  heitere Platzkante, in deren Spiegelung die historischen Nachbargebäude präsent sind. Die Bedruckung mit dem stark aufgelösten Bild einer Baumkrone- die Kiefer ist charakteristisch für Walldorf- nimmt der Fassade außen die Härte und gibt nach Innen  ein mildes, angenehmes Licht.

Ein begrünter  Hof  bietet  der  Praxisnutzung  einen  angemessenen  introvertierten  Außenraum. Zur kleinteiligen Nachbarbebauung  ermöglicht er  eine maßstäbliche Einbindung des großen Raumvolumens.

Drehscheibe Walldorf

Aufgabe:
Platzgestaltung mit Neubau eines Ärzte- und Geschäftshauses

1. Rang Mehrfachbeauftragung 2005

Auftraggeber:
Stadt Walldorf

NGF: 6.670 m2

Bauzeit:
Bezug 2013

Planung:
Jöllenbeck & Wolf Architekten BDA
Leistungsphasen 1-9
Mitarbeit:
Nadja Benz, Sabine Zeitler

Projektsteuerung:
GBG Mannheim

Landschaftsplanung:
Michael Palm

Tragwerksplanung:
Arge Herrmann & Hildenbrandt

HLS – Ingenieur :
Zimmermann + Partner

Elektroingenieur:
sbi - Schneider beratende Ingenieure für Elektrotechnik

Fotografien:
Nikolay Kazakov

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