Schwarzplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt C-C

Die Hartmann-Baumann-Schule - eine bislang zweizügige Grund - und Werkrealschule - liegt im Schulzentrum der Stadt Hockenheim. Die Gesamtanlage aus den späten 1960erJahren besteht aus einem Fachklassengebäude und drei einzeln stehenden Klassengebäuden des Schuster - Typs. Insbesondere die Klassengebäude des Karlsruher Architekten Reinhard Brettel sind hochwertige und kraftvolle Gebäude der Betonarchitektur seiner Zeit.

Gefordert wurde ein Konzept, das funktional, bautechnisch und energetisch aktuelle Anforderungen erfüllt und das typologisch räumlich den pädagogischen Anforderungen einer modernen Schulgemeinschaft einen adäquaten Rahmen schafft. Es sollte ein zusammenhängendes Haus mit einer klaren Zuordnung und Neuordnung der Freibereiche entstehen. Das schlechte Image der Betonarchitektur dieser Zeit mit ihrer Schadstoff- und Brandschutzproblematik und der fehlenden Barrierefreiheit schienen kaum überwindbar. Im weiteren Austausch zwischen Bauherrschaft und Planungsteam entstand letztlich eine differenzierte Betrachtung und mit Entwicklung von Lösungen insbesondere auch der bauphysikalischen und brandschutztechnischen Defizite entstand mehr und mehr Wertschätzung für die plastisch räumlichen und funktionalen Qualitäten der Architektur. Die besonderen Qualitäten der als Schustertyp konzipierte Bestandsgebäude konnten letztlich als Qualität integriert und mit der Erweiterung weiterentwickelt werden.

 

 Das bauliche Konzept sieht die Ergänzung eines der dreigeschossigen Schuster Typ Gebäude vor. Die Treppenhäuser sind Teil der neuen Erschließung, die Erweiterung dockt an diese an. Über die reine Erschließungsfunktion hinaus entstehen vielfältig nutzbare Differenzierungsflächen, die den Klassen des Bestands wie des Anbaus unmittelbar zugeordnet licht und großzügig geschnitten, vielfältig pädagogisch bespielbar sind. Zwischen Alt und Neu entsteht eine über alle Geschosse durchdringende Halle. Auf sie beziehen sich alle Wege und Perspektiven – sie wird das Herz des Hauses, in dem die Schulgemeinschaft ihre neue Mitte findet. Die zur Dreizügigkeit fehlenden Klassen sind im Obergeschoss „gespiegelt“ dem Bestand gegenübergestellt. Lernwerkstätten und Sonderklassen liegen den Klassenclustern zugeordnet in der Fuge. Im Erdgeschoss werden neben den Flächen des Horts und den Sanitärflächen im Bestand, im Anbaubereich zentral gelegen die Verwaltung mit Lehrerzimmer und ein zum Foyer erweiterbarer Mehrzweckraum angeordnet. Die Halle ist hier Treffpunkt und Präsentationsraum der Aktionen der Schule. Der dreigeschossige Bestand erhält im Sinn von „kurze Beine – kurze Wege“ über eine großzügige Dachterrasse einen unmittelbar auf gleicher Ebene zugänglichen Freiraumbezug.

Ein Abbruch wurde mit dem Konzept obsolet. Vielmehr wurde das bestehende Klassenhaus als wertvolle Ressource verstanden und in allen tragenden Bauteilen erhalten. Die plastische Betonkonstruktion wurde im Wesentlichen auf den ursprünglichen Bauzustand zurückgeführt, schadstoffseitig bedenkliche Beschichtungen wurden, gutachterlich begleitet, saniert und die ursprüngliche Haptik wieder hergestellt, sogar die wertigen Holzböden konnten aufgearbeitet und erhalten bleiben.

Die für den Schuster Typ charakteristische Qualität der zweiseitigen Belichtung der Klassen und deren Querlüftbarkeit wird in der Restrukturierung aufgenommen und weiterentwickelt. Mit der glasüberdeckten, zentralen Halle besteht für Bestand-wie für den Anbau die Möglichkeit der zweiseitigen Belichtung, auch der innenliegenden Klassen. Das Lüftungskonzept der Querlüftung wird über die Thermik der Halle weiter optimiert. Geschützte (Lamellen) Fassadenöffnungen werden motorisch (mit entsprechender Steuerung) oder manuell geöffnet, die Öffnungsflügel der Halle und der Oberlichter werden elektrisch geöffnet und können entsprechend gesteuert werden. Motorisch betriebene, MSR gesteuerte Flügel sichern die Querlüftung auch in der Nacht. Die Volumina des Betonbaus bleiben im Ausbau im Wesentlichen unverkleidet und werden im System als Puffervolumen aktiviert. Die Lüftungsplanung wurde im Team entwickelt und intensiv bauphysikalisch begleitet und simuliert .

Hartmann-Baumann-Schule

Aufgabe:

Sanierung & Erweiterung des Schulgebäudes

Auftraggeber:

Stadtverwaltung Hockenheim

NRF: 3.050m²

Bauzeit: Bezug 2022

Planung:

Jöllenbeck & Wolf Architekten BDA

Leistungsphasen: 1-9

Mitarbeit:

Nadja Kopp, Max Schüßler, Anne-Sophie Melder

Tragwerksplanung:

Ingenieurbüro Bruder & Wan De Bergh

HLS-Planung:

Engineering Consult GmbH

Bauphysik:

Ebök GmbH

Schadstoff-Gutachter:

Unternehmensgruppe Dr.Pfirrmann

Fotografien:

Rainer Taepper

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