Tom – Mutters – Schule Wiesloch
Bestand
Die in den 60-iger Jahren geplante und schließlich 1970 vom Architekten Hans Haas fertiggestellt „Sonderschule für Geistigbehinderte“ war - hinter Tannen im Wald verborgen - im Schulzentrum der Kreisstadt Wiesloch kaum auffindbar versteckt.
Der Grad der Behinderung der an der Schule unterrichteten Schüler ist heute ein grundsätzlich anderer. Neben der geistigen Behinderung haben die Schüler Einschränkungen der Motorik und im Bereich der Sinneswahrnehmung.
Der Eingang für diese teilweise schwerstmehrfachbehinderten Schüler befand sich ein Geschoss unterhalb der Haupterschließungsstraße, von dort mussten die Schüler „zurück“ auf die Obergeschossebene um in ihre Klassenzimmer zu gelangen. Ein vor Jahren aus dieser Not heraus in die Halle „gestemmter" Aufzug schuf zwar eine barrierefreie Verbindung der Halle, war aber in den „Spitzenzeiten“ der morgendlichen Ankunft oder des Abholens nachmittags völlig überlastet.
Eine Lösung zur Evakuierung im Fall eines Brandes war nur über Leitern möglich.
Auch die kleine mehrfach genutzte Halle (Spiel, Bewegung und Mensa) war nur über das Freigelände mit der Notwendigkeit einen weiteren Höhenunterschied zu überwinden, erreichbar. Das Raumangebot (Bewegungsräume) der gesamten Schule insbesondere der Klassen selbst hatte erhebliche Defizite.
Mit der Aufgabe dieser Schwierigkeiten und dem dringende Sanierungsbedarf der bereits mehrfach „überarbeiteten“ Konstruktion wandte sich die Lebenshilfe als Träger der Einrichtung an die Architekten. Mit verhältnismäßig kleinem Budget sollte grundlegend Abhilfe geschaffen werden.
Der doppelte Brückenschlag
Das Konzept schafft zwei senkrecht zueinander stehende Verbindungen.
Die Ankunftsebene wird ins Obergeschoss gelegt. Die morgens mit Bussen zur Schule kommenden Schüler erreichen über eine Brücke direkt die Ebene der zentralen Halle und der Klassen. Hier finden sie, ohne Höhenversätze überwinden zu müssen den „Morgenkreis“ und danach ihre Klassenzimmer. Sonderklassen und Freigelände sind über die Schulhalle mit Treppe und Aufzug und über das Freigelände angebunden.
Die Erweiterung der Klassen (Obergeschoss) und der Werkstattflächen ist als Verbindung der bestehenden Sporthalle und des Schulhauses angelegt. Alle Bereiche sind barrierefrei innerhalb der Gebäudehülle erreichbar – eine zentrale Voraussetzung für den im pädagogischen Konzept zu Grunde gelegten Anspruch ein eigenständiges Agieren der Schüler in der Schule zu fördern.
Die einzelnen Raumzonen wie Sporthalle, Werkbereich und die neu geschaffenen Unterrichtsräume auf der Sporthalle sind zudem für externe wie Vereine und Volkshochschule in den Abendstunden nutzbar. Integration einmal umgekehrt.
Präsenz – Identität - Transparenz
Mit der Klärung der Eingangssituation, der Baukörper zueinander und dem Freilegen der gesamten Anlage zur Parkstraße ist die Tom Mutters Schule heute selbstbewusst optisch präsenter Teil der vielfältigen Schulformen im Schulzentrum.
Die Brücke, als zentraler Baustein der barrierefreien Erschließung, ist dabei zeichenhaft für die „Anbindung“ dieser besonderen Schule und ihrer Schüler an die Gemeinschaft der „normalen“ Schulen und ist Identität bildend für die Schule selbst.
Die Durchlässigkeit der Verbindung zwischen den Baukörpern bewahrt dabei die charakteristischen Bezüge zur Waldkulisse und die für die Nutzer bedeutsame Übersichtlichkeit der Baukörper.
Die neue Glasüberdachung des Atriums schafft zusammen mit dem „Freiräumen“ der Flächen aus den vorhandenen räumlichen Qualität einen lichtdurchfluteten Mittelpunkt.
Diese „ Lichtung“ ist heute Dreh-und Angelpunkt der Schulgemeinschaft
Konzept Sanierung - Energieeffizienz
Das Konzept mit der Erweiterung auch die Sanierung der Konstruktion zu betreiben, machte die Sanierung letztlich wirtschaftlich. So wurden mit der Erweiterung der Klassenzimmer um die Flächen der Balkone diese auch wärmebrückenfrei.
Der Anbau der Werkstatträume schafft die dringend benötigte Anbindung der Sporthalle an das Schulgebäude innerhalb der Klimahülle. Sie ist energetische Sanierung der Außenwände der Nebenräume Halle und bildet im OG den „Vorplatz“ und Brückenkopf zum neuen Eingangsbereich der Schule.
Alte wie neue Außenbauteile wurden hochgedämmt ausgeführt (Mittelwert 220mm WLG 032 ), die bestehenden Fensterelemente wurden vollständig ausgebaut und durch eine energetisch hochwertige Holz - Pfosten- Riegel Fassade ersetzt.
Daraus resultiert ein Primärenergiebedarf, der mit nur 67 kWh/(m2*a)bei 45 % des Anforderungswerts (145kWh/(m2*a))nach EnEV liegt.
Der verbleibende Heizwärmebedarf des Gebäudes wird mit dem Anschluss an die zentrale Wärmeversorgung des Schulzentrums (BHKW Hackschnitzel) vollständig CO2 neutral gedeckt.